Montag, 30. November 2009

Lavendel - Lavandula angustifolia Mill.


Lavendelöl ist eines der am besten durchleuchteten ätherischen Öle. Für den deutschprachigen Bereich hat sich Pharmakologe Prof. Dr. Gerhard Buchbauer (Uni Wien, 2008 in Ruhestand gegangen) besonders hervorgetan, er und sein Team haben es mehr als 20 Jahre an Tier und Mensch untersucht.
  • Beispielsweise wurde der Einfluss von Lavendelöl auf unsere GABA-Rezeptoren (Gamma-Amino-Buttersäure) untersucht, das sind Empfangszellen für bestimmte Neuroproteine, so eine Art Gehirnhormone, die uns ruhig werden lassen und er postuliert ausdrücklich, dass die entkrampfende Wirkung von Linalylacetat sogar bei Epilepsie wirken könnte. Das Öl bzw. ein Einstreu dieser Heilpflanze hat in einer Studie sogar nervöse 32 Hunde, die mit Autofahrten nicht zurecht kamen, deutlich beruhigt. [Deborah Wells, Sep 2006; J Am Vet Med Ass 229(6):964-7.] Auch 55 unruhige Hunde in einem Tierheim konnten durch Lavendelduft deutlcih entspannen. [DL Wells, L Graham, P Hepper; Aug 2004; Canine Behaviour Centre Belfast]
  • Eine Untersuchung an Schweinen wegen Reisestress und Reisekrankheit auf dem Weg zum Schlachthof zeigte dass eine Beimischung von Lavendel unter die normale Einstreu eine signifikante Verringerung der Stress-Symptome, messbar am Cortisol-Gehalt im Schweinespeichel, erbrachte. [Buchbauer G: Über biologische Wirkungen von Ätherischen Ölen und Duftstoffen“ in Österreichische Apotheker-Zeitung 14, Wien 2003]
  • Untersuchungen an Mäusen, bei denen Krämpfe durch das Medikament Pentetrazol, durch Nikotin oder durch Elektroschocks ausgelöst wurden, zeigten nach Inhalation von Lavendelduft eine signifikante, dosisabhängige Verringerung der Krämpfe. Der Inhaltsstoff Linalool im Lavendelöl hemmt die Ausschüttung von Acetylcholin, einem Botenstoff, und die Öffnung von Kanälen an Zellmembranen von neuromuskulären Verbindungen. [Buchbauer G: Über biologische Wirkungen von Duftstoffen und ätherischen Ölen“ in Wiener Medizinische Wochenschrift 154/21-22: 539-547, Springer 2004]
  • Eine Studie an freiwilligen Probanden an der Universität Wien zeigte, dass Lavendelöl hemmend auf die spontane motorische Aktivität wirkt. Mit EEGs ist messbar dass das Öl auch wirkt anxiolytisch (Angst lösend) wirkt. [Buchbauer G: Über biologische Wirkungen von Ätherischen Ölen und Duftstoffen“ in Österreichische Apotheker-Zeitung 14, Wien 2003]
  • Eine Schlaf-Studie wurde in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift Lancet publiziert: Bei gesunden Senioren, die jedoch Schlafmittel nahmen, wurden zwei Wochen lang deren Schlafstunden gemessen. Zwei Wochen nach Absetzen ihrer Medikation zeigte sich, dass ihre Schlafdauer deutlich verringert war. Anschließend führte man zwei Wochen eine Raumbeduftung (durch Lüftung) mit Lavendelöl durch und die Schlafdauer kam auf das gleiche Niveau wie nach Verabreichung eines Schlafmittels. [Hardy M, Kirk-Smith M, Strech D: Replacement of drug treatment for insomnia by ambient odour. Lancet 346:701· 1995]
  • Die lokalanästhetische Wirkung wurde in einer In vitro-Studie an Zellen und In vivo-Studie an Kaninchen (-Schwänzen) mit einem nicht als schmerzlindernden Öl verglichen [Lavandula officinalis-Öl (31,5% Linalool, 43,6% Linalylacetat) vs. Citrus limon und Citrus reticulata]. Die dosisabhängige lokalanästhetische Wirkung von Lavendelöl wurde bestätigt, bei Zitrusölen war kein Effekt zu beobachten. Vermutet eine Blockade der Natrium- oder Kalzium-Kanäle an den betroffenen Zellmembranen. [Ghelardini C & al. 1999 Local anaesthetic activity of the essential oil of Lavandula angustifolia. Planta Med 65: 700-703]
  • In einer plazebokontrollierte Studie an dementen geriatrischen Patienten wurde eine
    Raumbeduftung mit Lavendelöl vorgenommen und 60 Prozent der Patienten waren deutlich weniger unruhig. [Holmes C, Hopkins V, Hensford C, MacLaughlin V, Wilkinson D, Rosenvinge H: Lavender oil as a treatment for agitated behaviour in severe dementia: a placebo controlled study. in International Journal of Geriatric Psychiatry 17/4 2002]
Möglicherweise wird es Lavendelöl nach einer Veröffentlichung von Ende 2008/Anfang 2009 ähnlich ergehen, wie Teebaumöl, das viele Verbots-Versuche nur ganz knapp überstanden hat. Bis jetzt. Folgende schwedische Zusammenfasssung, die keine exakten Zeit-Angaben beeinhaltet, besagt, dass Lavendelöl nach Kontakt mit Sauerstoff keine schützenden Faktoren gegen Oxidationsprozesse aufweist. Nach diesem Luftkontakt seien in dem Öl allergen wirksame Wasserstoffperoxide, die Allergikern das Leben schwer machen können. [Hagvall L, Sköld M, Bråred-Christensson J, Börje A, Karlberg AT. Lavender oil lacks natural protection against autoxidation, forming strong contact allergens on air exposure. Contact Dermatitis. 2008 Sep;59(3):143-50.]

Sonntag, 29. November 2009

Niaouli - Melaleuca viridiflora Sol ex Gaertn.


Der bis zu fünfzehn Meter hohe Niaouli- Baum (Melaleuca viridiflora Sol. ex Gaertn.) wird auf englisch „paperbark-tree“ genannt, da sich seine Rinde wie hauchdünne Papierfetzen schält - wie bei den meisten baumartigen Myrtengewächsen. Der Niaoulibaum ist extrem robust, in Florida ist die Art Melaleuca quinquenervia (Cav.) S. T. Blake sogar ein invasives Unkraut (auf Link klicken, interessante Fotos!), das die lokale Flora gefährdet. In seiner Heimat Neukaledonien stehen ausgedehnte Niaouliwälder, die möglicherweise die Ausbreitung der Malaria verhindern, da Mücken von den duftenden Ausdünstungen der Bäume verscheucht werden.
Aus den lanzettförmigen Blättern wird das ätherische Öl in einer recht hohen Ausbeute von zwei bis drei Prozent destilliert. In Frankreich heißt das dort sehr hoch geschätzte Heilmittel seit den ersten Importen aus Gomène in Neukaledonien Mitte des 19. Jahrhunderts auch „Goménol“.
Die Wirkungen des Öles sind denen des Cajeputöles grundsätzlich sehr ähnlich. Es ist sehr mild, nicht toxisch und wird von den meisten Menschen gut vertragen – auch unverdünnt auf der Haut. Im Unterschied zum Cajeputöl enthält es neben reichlich entzündungshemmendem und schleimlösendem Eukalyptol bis zu 15 Prozent Sesquiterpenole, die vor allem für die Behandlung von chronisch wiederkehrenden Krankheiten wichtig sind. Ungewöhnliche Schwefelverbindungen, die dem Duft manchmal einen leicht käsigen Unterton geben, wirken wie eine Zugsalbe bei Vereiterungen.
Niaouliöl ist hilfreich bei Erkältungen und bei Hautkrankheiten aller Art. Seine gewebestraffenden Eigenschaften helfen bei Krampfadern und Hämorrhoiden. Als ölige Einreibung oder warme Kompresse hilft es bei Blasenentzündungen (mit Eukalyptusöl). Es wird auch als antiallergisch wirksames Mittel eingesetzt.
Aus der komplementären Strahlenmedizin ist es nicht mehr wegzudenken, da es zusammen mit fettem Sanddorn-Öl ungewöhnlich gut vorbeugend gegen Schäden durch Bestrahlungsbehandlungen (beispielsweise bei Brust- und Gehirntumoren) eingesetzt wird, diese "radioprotektive" Wirkung wurde in einer Studie dokumentiert. [Giraud-Robert A M: L'huile essentielle de niaouli (Melaleuca quinquenervia) dans la prévention des radiodermites du cancer du sein. Phytothérapie, Volume 2, Number 3, May 2004 , pp. 72-76(5)]. Diese Studie ist für $ 42 plus MwSt. bei Springer erhältlich.
Übrigens wird bereits 1912 in einer Ausgabe des einflussreichen British Medical Journal (Ausgabe vom 21. Dezember 1912) vermeldet, dass 20-prozentiges Goménol-Öl (in Olivenöl) bei Tuberkulose mit Erfolg gespritzt wurde.

Samstag, 28. November 2009

Praxis Aromatherapie

Lange ersehnt sind die "Chemie-Eier" von Ruth von Braunschweig in einem kompetenten Fachbuch namens Praxis Aromatherapie - zusammen mit Monika Werner geschrieben - im Haug Verlag erschienen, inzwischen in der zweiten Auflage. Wer die Inhaltsstoffe gerne visuell begreifen und einordnen möchte, für den ist dieses Werk, das jedes ätherische Öl ausführlich beschreibt, genau das Richtige. Viele Rezepturen nach wichtigen Pflegeschwerpunkten runden dieses Buch ab und machen es zu einem wertvollen Nachschlagewerk, das von den Autorinnen aus der Praxis für die Praxis verfasst wurde.