Dienstag, 20. Juli 2010

Winzige Moleküle haben oft das Sagen


In der naturwissenschaftlich-mechanistischen Betrachtung der Welt zählt oft nur die Quantität und nicht die Qualität. Bei Duftstoffen beeinflussen jedoch oft in winzigen Mengen vorkommenden Moleküle den Duft eines ätherischen Öles maßgeblich. Sonst müssten die Öle von Rosenholz und Ho-Blätter mehr oder wenig identisch riechen. Auch Orange, Grapefruit und Mandarine, denn sie enthalten jeweils das gleiche Haupt-Molekül (d-Limonen).
Nach langen Jahren der Beobachtung von seelischen Vorgängen bei sich und ihren KlientInnen kommen manche KollegInnen sogar zum Schluss, dass diese Spuren-Inhaltsstoffe die Hauptverantwortlichen für den beeindruckenden Wohlfühlfaktor in der Aromapflege und -Praxis sein könnten - möglicherweise ähnlich wie Hochpotenzen in der Homöopathie. Was also hat Einfluss auf den Duft?
Viele der bekannten Zitrusöle werden stark durch ihre "Mini-Inhaltsstoffe" beeinflusst (da sie fast alle auf hauptsächlich d-Limonen bestehen, müssten sie sonst zum Verwechseln ähnlich duften):
  • Bitterorange: Decanal 0,1-0,2% und Octanal 00,5-0,25% (beides aliphatische Aldehyde)
  • Süßorange/Apfelsine eine Mix aus bis zu 1,5% an Aldehyden C6-C17 und auch die uns bekannteren Monoterpenaldehyde wie Neral, Geranial (Citral) und Citronellal
  • Zitrone: Citral 1,5-3%
  • Limette: Citral 5-10% und noch ein Stoff in Spuren: 1-Methyl-1,3-hexadien
  • Grapefruit: Nootkaton und 1-p-Menthen-8-thiol in Spuren (jeweils ein stickstoffhaltiges und ein schwefelhaltiges Molekül)
  • Mandarine: Methyl-N-methylanthranilat 0,3-0,6% (stickstoffhaltig) und Thymol 0,02-0,14%
Die unterschiedlichen Anteile an Spuren von Furokumarinen wie Bergapten spielen auch eine Rolle bei den jeweiligen Zitrusdüften. Sie wirken stabilisierend auf das ätherische Öl, ohne diese Anteile wären Zitrusöl noch kürzer haltbar.
  • Bei Rosenölen ist es nicht nur das Rosenoxid sondern auch das 2-Phenylethanol, was den Duft stark prägt.
  • Muskatellersalbei bekommt seinen manchmal nach schmutziger Wäsche riechenden und hormonell ausgleichenden Duft von den 1-2% Sclareol
  • Beim Jasmin-, Orangenblüten- und Champaca-Absolue beeinflussen Spuren des stickstoffhaltigen Fäkalstoffes Indol die Duftqualität, auch das Nerolidestillat enthält sie.
  • Bei etlichen Absolues machen Spuren von Methylanthranilat das wohlig-animalische im Duft aus.
  • In manchen Resinoiden/Harzen und auch in Holzölen erhöhen Spuren des aromatischen Aldehyds Vanillin, welches unsere Wohlfühl-Neurotransmitter in Gehirn und Darm selig stimmt, den Psychofaktor. 
Wahrscheinlich ist das bei noch viel mehr Ölen der Fall, nur bekommt man diese 'Minis' meistens nicht auf den Analysen aufgelistet, denn in der modernen Wissenschaft zählt eben meistens nur die Menge und weniger die winzigen Ferner-Liefen-Substanzen. Sonst müsste Bohnenkraut fast wie Oregano riechen und Balsamtanne wie Riesentanne etc.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wir freuen uns über Ihre Erfahrungen, lassen uns daran teilhaben!